Ein Renaissancegarten ”Zitat”
In Kooperation mit dem museumORTH verwirklichten im Schuljahr 2012 Schüler*innen der Mittelschule Orth/D. ein Gartenprojekt, das einen direkten Zugang zum nachbarschaftlichen Schlosskomplex und zu kulturgeschichtlichen Vorgängen vor rund 500 Jahren eröffnen sollte.
Historischer Hintergrund
In die fast vergessene Blütezeit des Orther Schlosses (ab 1520 im Besitz von Niklas Graf Salm I. – Verteidiger der Türkenbelagerung von Wien 1529) fällt die schriftliche Erwähnung der lang unbemerkten Anlage eines Renaissancegartens: „Erstlich ein schöner großer Lustgarten gegen dem Schloß über…“ (Urbar von 1568).
Das gesamte Schulareal war im 16. Jahrhundert somit Teil eines großen Gartens, der zum Schloss Orth gehörte. Hier wuchsen nicht nur Nutzpflanzen, die Gartenanlage sollte nach der neuesten Renaissancemode auch Lust machen, sich darin aufzuhalten, spazieren zu gehen oder Feste zu feiern. Die dahintersteckende Grundidee war, dass man gleichzeitig mit der Natur auch seinen Geist „gestaltet und pflegt“.
Projektinhalt
In einem Teil der Schulwiese (im Ausmaß von 7 x 7 Meter) wurde von einer Schülergruppe in Zusammenarbeit mit dem museumORTH ein “Zitat” auf den historischen Garten realisiert. Das bedeutete: Fasziniert von der Tatsache, beim Lernen eigentlich auf einem historischen Gartengelände zu sitzen, wurde beschlossen, in einem Teil der Schulwiese ein kleines Stückchen Garten anzulegen, das an den damals vorhandenen großen Nutz- und Lustgarten erinnert.
Im Mittelpunkt des Projekts stand die praktische Beschäftigung mit Gartenkultur inklusive der bewussten Auseinandersetzung mit den damals neuen Pflanzentypen und den Entdeckungen der frühen Neuzeit. Neben der Pflanzung von typischen Blumen- und Gemüsesorten der „Alten und der Neuen Welt“ wurde auch Safran angebaut, der ebenso in einer Schlossurkunde von 1568 mit besonderer Qualität erwähnt wird.
Als zusätzliches Highlight wurden gemeinsam mit dem Keramikkünstler Georg Niemann Terrakotta-Fliesen mit Renaissancemotiven von den Schüler*innen selbst hergestellt.
Selbstverständlich ließen es sich die Schüler*innen nicht nehmen und verfassten eine Geschichte anhand ihrer Fliesen:
FLIESEN_Geschichte
Liebevoll wurde der Garten fast ein Jahrzehnt gepflegt.
Weiterführung
Nachdem der Garten zur Gänze dem Zubau im Jahr 2021 weichen musste, erfuhr das Projekt eine Wiederbelebung in einer völlig neuen Form: Das Zitat von Urbar aus dem Jahr 1568 sowie die Terrakottafliesen können nun an der Wand betrachtet werden und bilden die Grenzpunkte, dazwischen wird bald eine Auswahl der ursprünglich gesetzten Pflanzen im Hochbeet wiederzufinden sein.